Stephan Christ

Bewerbungsrede Landesparteitag

Liebe Freund*innen,

stellt euch vor, ihr könnt an sieben Tagen die Woche, morgens bis abends unterwegs sein von Aurich nach Oldenburg, von Bremervörde nach Cuxhaven, von Osterode nach Goslar. Egal ob montags von zu Hause zur Arbeit, mittwochs zur Kreismitgliederversammlung oder samstags zur Geburtstagsparty – und auch wieder zurück. Und das nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land. Stellt euch vor, dass ihr dazu nicht zwingend einen Führerschein braucht, geschweige denn ein eigenes Auto. DAS wäre sozial gerecht, günstig, ökologisch und für ALLE gemacht – unabhängig von Alter, Wohnort oder Geldbeutel. Und genau DAS ist meine Vision von einer Mobilität für Niedersachsen.

Die Grüne Mobilitätsgarantie für Niedersachsen ist die Antwort auf die Frage, wie wir in Zukunft öffentliche Verkehre zu allen Menschen bringen wollen. Grundlage ist ein Mix aus verschiedensten Verkehrsträgern, eine Bedienung von morgens bis abends und mindestens im Stundentakt. Ergänzt wird sie durch die verschiedensten Formen geteilter Mobilität, vom Leihrad bis zum Carsharing-Wagen, sowie Rad- und Fußverkehr. Niemand soll mehr gezwungen sein ein eigenes Auto kaufen zu müssen. Das ist mein Ziel.

Dann gehst du auf einem breiten, sicheren Fußweg zur nächsten Bushaltestelle. Diese ist sauber und barrierefrei. Der Bus in die nächste Stadt fährt nicht nur drei Mal am Tag, sondern mindestens jede Stunde oder – gerade im ländlichen Raum – genau dann, wenn du es brauchst. In der Stadt angekommen kannst du dir frei aussuchen, ob du den Bus oder die Straßenbahn nimmst oder mit einem Leihfahrrad auf sicheren Radwegen fährst.

Die Mobilitätsgarantie für Niedersachsen verspricht allen Menschen die Mobilität, die sie brauchen. Und wir wissen, dass es geht: Andere Bundesländer haben sich bereits auf den Weg gemacht. Die niedersächsische Groko hat das in den letzten Jahren verpennt. Darum braucht es uns Grüne um das endlich umzusetzen.

Aber was braucht es dazu denn in Niedersachsen?

Es braucht mehr Bahnstrecken, die häufiger als heute bedient werden – der 60-Minuten-Takt muss Standard werden und der 30-Minuten Takt darf nicht die Ausnahme bleiben. Es braucht mehr Landesbuslinien um Lücken im Bahnnetz zu schließen. Es braucht durchgängige, breite Radwege, die über Landkreisgrenzen hinweg gebaut werden. Wie kann es sein, dass die Groko das in einem Flächenland wie Niedersachsen nicht hinbekommt?!

Und bei der A20, der A33 Nord, der A39 oder der E233 braucht es das klare Signal in Richtung Berlin: Herr Wissing, wir brauchen keine weiteren Betonschneisen, die die Landschaft verschandeln, die Flächen versiegeln, die Mehrverkehre produzieren und die Milliarden fressen. Diese Milliarden sind in nachhaltiger Mobilität einfach so viel besser angelegt.

Für diese Mobilitätswende setze ich mich seit Jahren in unserer Partei ein. Zusammen mit Svenja Appuhn bin ich Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Mobilität und Verkehr. Und im nächsten Landtag will ich dazu beitragen, diese Mobilitätswende umzusetzen.

Ich bin in Cloppenburg geboren und aufgewachsen und lebe heute wieder dort. Die Sozialisierung in einer katholischen Kleinstadt prägt mich bis heute. Ich lebe gern dort, aber ich konnte den konservativen Mief irgendwann einfach nicht länger hinnehmen.

Ich konnte nicht länger ertragen, dass Schwuchtel ein gewöhnliches Schimpfwort auf Cloppenburger Schulhöfen ist. Dass zwei Frauen oder zwei Männer, die Hand in Hand durch die Stadt gehen, schief angeguckt werden. Ich wünschte mir eine offene, tolerante, wertschätzende Stadtgesellschaft. Darum war ich 2014 beteiligt, als wir den ersten CSD bei uns auf die Beine gestellt haben. Und ich bin stolz, dass es ihn auch in diesem Jahr wieder gibt.

Seit bald zehn Jahren mache ich mich ich erst mit der Grünen Jugend und dann mit den Grünen, gegen diese verkrusteten Strukturen stark.

Meinen Wahlkreis, unseren Landkreis, das Oldenburger Münsterland prägt die Agrarindustrie. Diese setzt dabei aber massiv auf die Ausbeutung von Tieren, Umwelt und Menschen, die in dieser Industrie arbeiten. Das ist nicht länger tragbar! Und es gibt viele Landwirt*innen, die das ebenso sehen. Sie alle sind unsere Verbündeten.

Besonders liegen mir dabei die Menschen am Herzen, die in dieser Branche arbeiten. In den vergangenen Jahrzehnten sind alleine in meiner Region Hunderttausende vor allem osteuropäische Arbeiter*innen verheizt worden. Ein Skandal, bei dem die Groko viel zu lange weggeguckt hat.

Erst durch die Corona-Pandemie ist ein Fokus auf diese Arbeiter*innen gefallen. Miriam und Christian konnten dieses kleine Fenster damals nutzen. Sie haben das Wohnraumschutzgesetz auf den Weg gebracht, das den Kommunen Durchgriffsrechte bei menschenunwürdigen Wohnverhältnissen schafft. Danke euch! Viel zu schnell ist der Fokus auf diese Probleme wieder verschwunden – die Arbeiter*innen sind aber noch da.

Wir müssen ihnen würdiges Leben und Arbeiten ermöglichen. Deshalb setzen wir Grüne uns dafür ein, dass die Arbeiter*innen im Schlachthof nicht mehr vom Fließband getrieben werden. Dass Spargelstecher*innen, die in der Gluthitze auf dem Feld schuften, angemessen bezahlt werden. Und dass Arbeiter*innen im Kampf gegen Unternehmen zu ihrem Recht kommen.

Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium ist hierfür der entscheidende Hebel. Es muss ab Herbst wieder Grün werden!

Liebe Freund*innen,

Foto: Sven Brauers | BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN LV Niedersachsen

mein Name ist Stephan Christ. In den letzten zehn Jahren habe ich in meinem Kreisverband, im Kreistag, bei der Grünen Jugend, im Parteirat und in unserer LAG Mobilität und Verkehr unsere Politik mitgeprägt. Ab Oktober will ich mich mit all meinem Wissen, mit all meinem Fleiß und all meiner Leidenschaft im Landtag einsetzen für die Mobilitätswende in Niedersachsen, für würdiges Leben und Arbeiten für alle Menschen, für eine Gesellschaft, die niemanden vergisst.

Dafür bitte ich euch um euer Vertrauen und eure Stimme.

Danke!

Bewerbungsrede Landesparteitag